Man könnte meinen, nun sei es mal gut. Man könnte meinen, jetzt sollten wir fertig sein und uns nun auch anderen Projekten zuwenden. Auf mein klares „JA“ - und ich denke dort sofort zum Beispiel an Sportler, Senioren, Künstler, Straßen, Brücken … - folgt sofort auch mein ABER. Bildung und Kinderbetreuung sind nicht nur Investitionen in die Zukunft. Die Bereitstellung von Räumen und Mitteln ist auch kommunale Pflichtaufgabe. Bildung MUSS sein.
In Erinnerung an die eigene Kindheit und die historischen Einwohner- und Schülerzahlen wird dann gelegentlich die Frage gestellt: Warum bauen wir heute neu und größer? Hintergrund ist die Entwicklung insbesondere in den 1990iger Jahren als wir Verluste hatten, an Einwohner, Schülern und an Einrichtungen. Nicht nur in Burgstädt wurden damals Einrichtungen geschlossen.
Die Grundschule Mohsdorf war in der jüngeren Vergangenheit als einzügige Grundschule für maximal 112 Kinder in vier Klassen konzipiert. Der Hort „Entdeckerbande“ wurde 2005 mit einer bedarfsgerechten Kapazität von 94 Plätzen geplant und gebaut. Heute werden in der Grundschule Mohsdorf bereits sieben Klassen mit 152 Schülerinnen und Schülern unterrichtet. Um den gestiegenen Bedarf im Hort decken zu können, wurden im Schulgebäude durch Umnutzung von Klassenzimmern 50 zusätzliche provisorische Hortplätze geschaffen.
Wenn man vor 10 Jahren noch glauben wollte, dieser Ansturm auf die Schulen wäre von überschaubarer Dauer, gehen wir heute von der Verstetigung dieses Trends aus. Die Geburtenzahlen sind sehr stabil. Die Zuzüge junger Familien nach Burgstädt halten an. Der Landkreis bestätigt diesen Optimismus mit seiner aktuellen Schulnetzplanung. Darin wird für die nächsten 10 Jahre für die Grundschule Mohsdorf eine stabile Zweizügigkeit, also 8 Klassen mit max. 224 Kindern prognostiziert.
Damit braucht nicht nur die Schule (wieder) alle Klassenräume. Wir müssen deshalb auch 50 Hortplätze, die derzeit im Schulgebäude bereit gestellt werden, und zusätzlich weitere 50 Hortplätze nachweisen. Oft wird argumentiert, dass Schule vormittags stattfindet und Hort nachmittags. Warum erfolgt das nicht in den gleichen Räumen? Dagegen stehen nicht nur Vorschriften, sondern auch unser pädagogischer Anspruch und Verstand. Für die Entwicklung unserer Kinder ist die Trennung zwischen Schule und Hort positiv.
Der Stadtrat hat deshalb im September 2020 den Auftrag erteilt, für einen solchen Neubau einen geeigneten Ort zu finden und mit hoher Priorität ein geeignetes Gebäude zu errichten. Es wurden verschiedene Varianten untersucht. Im Ergebnis wurde der „Vorgartenbereich“ des Schulgrundstücks entlang der Dorfstraße als Vorzugsvariante ermittelt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Das Grundstück ist sofort verfügbar, liegt in Schulnähe, der Hort kann die Spiel-/ Freiflächen auf dem Schulgelände nutzen. Diese Vorteile machen den Eingriff in die gewohnte Ansicht wett.
Hinsichtlich der Bauweise wollen wir aus den Prognoseerfahrungen der Vergangenheit Konsequenzen ziehen und planen ein Objekt in modularer Bauweise zu beschaffen, mit welchem mindestens für die nächsten 10 Jahre der Hort der Grundschule um weitere 100 Plätze erweitert werden soll. Die Anlage sollte zu Beginn des neuen Schuljahres 2021, nicht jedoch später als zum 31.12.2021, fertiggestellt und nutzbar sei.
Dabei spielt eine Rolle, dass wir die Plätze mit Schuljahresbeginn benötigen. Nicht unbedeutend ist aber auch, dass das passende Förderprogramm vom Bund Ende vergangenen Jahres ausgelobt wurde und eine Realisierung bis 31.12.2021 zur Bedingung macht. Der Fördermittelantrag ist fristgerecht gestellt, jedoch fehlt noch die erhoffte Zusage. Die Aufgabenerfüllung kann unter diesen Bedingungen nur mit innovativen Bauweisen gelingen. Wir haben uns dazu umgeschaut und ermutigende Beispiele gefunden. Modulbau muss nicht aussehen wie ein Containerstapel.
Die Stadt hat im Zeitraum vom 04.12.2020 bis 04.01.2021 einen EU-weiten Teilnehmerwettbewerb ausgelobt, an welchem sich 18 Teilnehmer beteiligt und 9 Teilnehmer fristgerecht Teilnahmeanträge gestellt haben. Im Ergebnis der Prüfung dieser Anträge wurden 7 Teilnehmer zur Abgabe eines Erstangebotes als Grundlage für die Bietergespräche aufgefordert. Diese Gespräche werden in den kommenden Wochen zielgerichtet geführt, während wir parallel dazu mit vorbereitenden Arbeiten bei den Genehmigungsbehörden und vor Ort beginnen. Dazu gehört leider auch die Fällung eines Baumes.
Unser Vorhaben ist ambitioniert – aber machbar. Ich vertraue auf unsere Erfahrungen und unser gemeinsames Können, auf die Leistungsfähigkeit von Unternehmen und die Mitwirkung aller Betroffenen, insbesondere der Pädagogen, Schüler und Eltern an der Grundschule Mohsdorf.
Ihr Bürgermeister
Lars Naumann